MusikZone − Die CD-, DVD- und Blu-ray-Sammlung
Detailansicht
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1 | Untitled | 06:38 |
(Birgisson, Jón þór / Sveinsson, Kjartan / Hólm, Georg / Dýrason, Orri Páll) | ||
2 | Untitled | 07:33 |
(Birgisson, Jón þór / Sveinsson, Kjartan / Hólm, Georg / Dýrason, Orri Páll) | ||
3 | Untitled | 06:33 |
(Birgisson, Jón þór / Sveinsson, Kjartan / Hólm, Georg / Dýrason, Orri Páll) | ||
4 | Untitled | 07:33 |
(Birgisson, Jón þór / Sveinsson, Kjartan / Hólm, Georg / Dýrason, Orri Páll) | ||
5 | Untitled | 09:57 |
(Birgisson, Jón þór / Sveinsson, Kjartan / Hólm, Georg / Dýrason, Orri Páll) | ||
6 | Untitled | 08:48 |
(Birgisson, Jón þór / Sveinsson, Kjartan / Hólm, Georg / Dýrason, Orri Páll) | ||
7 | Untitled | 13:00 |
(Birgisson, Jón þór / Sveinsson, Kjartan / Hólm, Georg / Dýrason, Orri Páll) | ||
8 | Untitled | 11:44 |
(Birgisson, Jón þór / Sveinsson, Kjartan / Hólm, Georg / Dýrason, Orri Páll) | ||
- Kommentar
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Sigur Ros ist keine Band, Sigur Ros ist ein Gesamtkunstwerk. Wer sich auch nur ein wenig näher mit Sigur Ros beschäftigt hat, wird das bestätigen. Die Isländer überzeugen mit ihrem minimalistischen aber trotzdem überaus informativen Webauftritt genau so, wie mit ihrer Musik, ihren preisgekrönten Videos oder ihrer unkonventionellen Cover Art. Allein ( ) gibt es in vier verschiedenen Ausführungen: einer europäischen, einer amerikanischen, einer australischen und einer japanischen Version. Außer dem Schriftzug "Sigur Ros" unter dem ausgestanzten ( ) des weißen Schubers findet sich kein einziger Buchstabe im Booklet oder im Einleger der CD. Das hauchzart bedruckte pergamentartige Papier spricht seine eigene Sprache.
Die Website verrät wenigstens, welche Arbeitstitel die Band den einzelnen Tracks intern verliehen hat, denn schließlich müssen sie ja irgend etwas auf die Setlist schreiben:
untitled 1 - vaka (the name of orri's daughter)
untitled 2 - fyrsta (the first song)
untitled 3 - samskeyti (attachment)
untitled 4 - njósnavélin (the spy machine)
untitled 5 - álafoss (the location of the band's studio)
untitled 6 - e-bow [georg uses an e-bow on his bass in this song]
untitled 7 - dauðalagið (the death song)
untitled 8 - popplagið (the pop song)
- CD-Kritik von Kristian Selm
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Nach vier Wochen Sonnenschein in südlichen Gefilden, kann der herbstliche Alltag in unseren Breiten ganz schön gnadenlos sein. Erst saugt kontinuierliches Selbstmordwetter mit Nieselregen und wolkenverhangenem Himmel, den gerade geladenen Sonnenakku des Körpers aus. Dann gibt's auch noch mental die brutale Klatsche. Warum erscheinen bloß diesen Herbst nur so viele Depri-CDs? Godspeed You! Black Emperor: gerade so überstanden, Paatos: immerhin noch so etwas wie Hoffnung hörbar, aber "()", das neue Album von Sigur Rós, gibt mir seelisch jetzt wirklich den Rest! Okay, vom letzten Konzertbesuch war mir bereits ein Großteil dieser Ansammlung an sehr, sehr ruhigen Titel bekannt, aber so massiv kann einem diese schwermütige Stimmung voller Weltschmerz, ganz schön zu schaffen machen.
"()" ist nach dem 00er Hammeralbum "Ágætis byrjun", nicht eine bloße Weiterführung, sondern vielmehr eine Neuorientierung des eigenen Stils in besinnliche Ruhe. Es fängt bereits bei der künstlerisch sehr wertvolle Gestaltung des Booklets an: transparentes Papier lediglich bedruckt in verwaschenen schwarz-weiß Tönen. Geht konsequenterweise damit weiter, dass es weder irgendwelche Credits oder Texte, noch Namen für die insgesamt 8 Titel gibt. Nichts soll hier anscheinend von der Musik ablenken. Aber auch hier geben sich Sigur Rós noch wesentlich spartanischer als beim Vorgänger. Die ersten vier Titel sind von zurückhaltender Schönheit. Rhythmus, Dynamik oder Gefühlsausbrüche fehlen fast vollständig. Ineinander ruhende Klänge (Gitarre, Bass, Streicher) und sparsamer Gesang sorgen für traurige Atmosphäre, die aber dennoch Hoffnung ausströmt. Doch muss man in der rechten Stimmung für so etwas sein, denn oft bewegen sich die Isländer an der Grenzen des Verträumten, was dem Hörer auch die lieben Äuglein zuziehen kann.
Nach einer 36-sekündigen Pause sind die Songs 5 bis 8 mehr eine Rückkehr zu Dramatik und inhaltlichen Songsteigerungen. Doch bleibt die Band dennoch größtenteils verhalten, zieht schleppendes Tempo vor. Besonders bei den letzten beiden Titeln spielen dann Sigur Rós ihr ganzes Können aus, wie man auf über 10 Minuten einen Song anwachsen lassen kann, bis er in ein fulminantem, expressiven Ende gipfelt. Diese letzten 25 Minuten der CD sind von solch beeindruckender Dichte, dass man sich wünscht, es würde von dieser emotionalen Tiefe noch mehr auf diesem Album geben.
"()" ist eine Ansammlung von Songs, die wie aus einer anderen Welt klingen. Im Laufe der CD dürfen sie immer mehr die eigenen Emotionen ausleben. Die anfänglich gefangene nordische Unterkühltheit darf gegen Ende in mitreißende Dynamik ausbrechen. Während andere Bands ihre kraftvollsten, besten Titel an den Anfang eines Albums stellen, gehen Sigur Rós genau den anderen Weg. Mit der passenden Hörerwartung eine mutige, aber geglückte Entscheidung, um die ruhigen Stunden des Lebens geschmackvoll zu begleiten.