Mit Tributealben ist das ja immer so eine Sache. Sich gleich an ein komplettes Werk zu wagen und dies in gewisser Weise neu zu interpretieren, ist nochmals von einem ganz anderen Kaliber. Nick D'Virgilio als treibende musikalische Kraft, sowie Mark Hornsby als Produzent, bilden das künstlerische Duo, das sich an die Neueinspielung von Genesis "The lamb lies down on Broadway" wagten. Gewisses Stirnrunzeln und Skepsis sind natürlich angebracht, auch bezüglich der Ankündigung, dem Album besonders durch Bläser und Streicher eine völlig neue Klangfarbe zu verpassen.

Doch nach anfänglicher, etwas ungewohnter Hörumstellung funktioniert dieses Experiment dann erstaunlich gut. Zwar ist neben Nick D'Virgilio (Gesang, Schlagzeug) mit Dave Martin (Bass), Jeff Taylor (Keyboards), sowie Don Carr (Gitarre) eine klassische Rockbesetzung am Start, doch die wahren Stars dieses Albums sind die umfangreichen Bläser- und Streicherarrangements. Immer mehr übernehmen diese die Melodielinien der ursprünglichen Keyboardparts, im weiteren Verlauf des Albums folgen zudem leicht veränderte Arrangements, sowie eine ganz andere inhaltliche Betonung des Genesis Materials. Zwar fehlt es dadurch an Bombast und filigranen Keyboardläufen, doch auch mit mal kammermusikalischer, mal orchestraler Begleitung wird einiges Neues aus den Songs herausgekitzelt.

Zwar ist Rewiring Genesis von deutlich fröhlicher amerikanischer Prägung durchzogen, denn gerade einige Parts bekommen bisweilen Dixieland Flair verpasst, mitunter swingt es im Big Band Sound. Dennoch wurden keine Melodien grundlegend verändert, sondern einfach nur die instrumentale Betonung neu definiert. Die Traditionalisten werden sicherlich die Ohren gewaltig rümpfen, wer jedoch das Lamm mal in anderer Weise auf dem Broadway liegen sehen möchte, bekommt hier eine feine, recht interessante Neujustierung geboten.

Autor: Kristian Selm

© Progressive Newsletter 2009