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The Underfall Yard
Label: English Electric Recordings
Format: CD
Erscheinungsjahr: 2009
Gesamtlänge: 60:36
Genre:
Tracks | ||
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1 | Evening Star | 04:52 |
(Spawton, Greg) | ||
2 | Master James Of St. George | 06:18 |
(Spawton, Greg) | ||
3 | Victorian Brickwork | 12:32 |
(Spawton, Greg) | ||
4 | Last Train | 06:27 |
(Spawton, Greg) | ||
5 | Winchester Diver | 07:30 |
(Spawton, Greg) | ||
6 | The Underfall Yard | 22:53 |
(Spawton, Greg) | ||
- CD-Kritik von Kristian Selm
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Mit "The difference machine" wagten Big Big Train vor rund zwei Jahren eine sehr erfolgreiche und überaus gelungene Neuorientierung. Waren die Alben davor meist vom Neo Prog der 80er geprägt, wenn auch natürlich mit einer ganz eigenen Note, so orientierte man sich mit "The difference machine" mehr an die progressiven 70er, wagte aber auch teils experimentellere Ansätze bzw. flirtete heftig mit düsterer Atmosphäre. Dennoch klangen Big Big Train dabei erstaunlich eigenständig, gleichfalls durchaus frisch und ambitioniert überzeugend.
"The underfall yard" ist in gewisser Weise eine logische Fortsetzung dieses eingeschlagenen Wegs, nur dass man dieses mal weniger todtraurig, mehr würdig getragen bzw. melancholisch und zum Teil etwas von Yes inspiriert zu sein scheint. Doch verkommen die Briten dabei niemals zum Plagiat, denn noch immer ist Platz für eigene Ansätze, sind Big Big Train keine reine Retro Combo, die nur auf die Vergangenheit schielt. Natürlich werden hier ebenfalls die Freunde von Mellotron, sinfonischen Schnörkeln und elegischem Prog Bombast in Longsongformat fündig werden, gleichfalls findet man ebenso ausführliche Soloparts, die beispielsweise auch mal vom Horn(!) gespielt werden. Generell sorgen klassische Instrumente immer wieder für klangliche, gut austarierte Farbtupfer.
Bei den Gästen konnte man ebenfalls einige namhafte Kaliber auffahren, die sich jedoch allesamt überaus gruppendienlich dem Gesamtwerk unterordnen. Nick D'Virgilio ist wiederum bei allen Songs als Schlagzeuger mit von der Partie, sorgt für den richtigen Groove und unauffälligen, aber effektiven Drive. Daneben dürfen mit kleineren Beiträgen Francis Dunnery (ex-It Bites), Jem Godfrey (Frost*) und Dave Gregory (XTC) die Scheibe verfeinern. Auch deren Beiträge machen klar, um was es bei Big Big Train in erster Linie geht: man verliert sich nur selten in überladenem Breitwandsound und alleiniger spieltechnischer Schönheit, sondern immer steht der Song und dessen alleinige Strahlkraft im Fokus.
Big Big Train klingen zwar vielleicht beim ersten Durchlauf nicht offensiv mitreißend genug, doch gerade die melancholischen Nuancen und die unterschwelligen Feinheiten graben sich beim mehrmaligen Anhören prägend ins Gedächtnis ein. So ist "The underfall yard" zwar nicht ganz so stark wie der Vorgänger. Dies bleibt jedoch ein kleiner Makel auf recht hohem Niveau, denn letztendlich kann auch dieses Album als überaus überzeugende Scheibe und Weiterführung der eigenen Stilistik beurteilt werden. Sehr gelungen und wirklich empfehlenswert!