Discipline veröffentlichten mit "Unfolded like staircase" im Jahr 1997 definitiv eines der Prog Highlights der 90er. Doch leider hatte die Band um den charismatischen Frontmann Matthew Parmenter das Pech, sich selbst vermarkten zu müssen und konnte somit nicht auf die Unterstützung eines Labels bauen. Während andere Bands wie z.B. Spock's Beard oder The Flower Kings den Durchbruch schafften, blieben Discipline leider immer ein gut gehüteter Insidertipp. Vielleicht erreichte man auch einfach nicht genügend Aufmerksamkeit, weil man immer etwas sperriger bzw. düsterer blieb.

Dass Discipline vor allem eine Liveband waren bzw. immer noch sind - da man sich mittlerweile reformiert hat und ab und zu auf der Bühne steht - dokumentiert sich in den diversen Livemitschnitten. Zwar veröffentlichte man in den 90ern lediglich zwei Studioalben (neben "Unfolded like staircase", noch das 93er Album "Push and profit"), aber mittlerweile gibt es nicht nur eine Live DVD, sondern es existieren ebenfalls Ausschnitte vom Auftritt auf der 95er Ausgabe vom ProgDay, sowie das leider nur noch schwerlich erhältliche Livealbum "Live...into the dream". Mit der sehr umfangreichen Doppel CD "Live days" wird diese Lücke jedoch geschlossen, denn hier bekommt man einen umfangreichen Überblick durch Mitschnitte aus den Jahren 1995-98 geboten. Zwar geht die Atmosphäre eines kompletten Konzerts verloren, dafür sind hier mit "Mickey Mouse man", "Wrists", "Safe in your vision" und "When the walls are down" gleich vier Titel vertreten, die nicht auf den Studioalben landeten.

Natürlich bekommt man hier kein perfektes Hochglanzprodukt, auch sind die Zuschauerreaktionen überschaubar, doch ist die Liveenergie spür- und hörbar, gewinnt gerade durch die etwas raue, spontane Spielart und ausgiebige Gitarrensoli das Material an Format. Gerne wird bei Discipline als Vergleich Van der Graaf Generator herangezogen, trotzdem hat die Band ihr ganz eigenes Format. Dabei sind es aber eben nicht nur die fantastischen, epischen Prog Longtracks wie "Canto IV (Limbo)" oder "Into the dream" die mit ihrer Intensität und dynamischen Entwicklung die Stärke von Discipline ausmachen. Bei dem Quartett begegnen sich ebenso in den kürzeren Stücken Leidenschaft mit spielerischer Eleganz.

Damit ist "Live days" ein wunderbares Kleinod für die eigene Sammlung, auch wenn Abstriche beim Sound gemacht werden müssen. Dabei bleibt natürlich die Hoffnung, dass man auch irgendwann wieder komplett neues Material von Discipline zu Gehör bekommt.

Autor: Kristian Selm

© Progressive Newsletter 2011