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Snow - Limited Edition (Disc 1)
Label: InsideOut Music
Format: CD
Erscheinungsjahr: 2002
Gesamtlänge: 56:28
Genre:
Tracks | ||
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1 | Made Alive / Overture | 05:32 |
(Morse, Neal) | ||
2 | Stranger In A Strange Land | 04:29 |
(Morse, Neal) | ||
3 | Long Time Suffering | 06:03 |
(Morse, Neal) | ||
4 | Welcome To NYC | 03:32 |
(Morse, Neal) | ||
5 | Love Beyond Words | 03:24 |
(Morse, Neal) | ||
6 | The 39th Street Blues (I'm Sick) | 04:05 |
(Morse, Neal) | ||
7 | Devil's Got My Throat | 07:17 |
(Morse, Neal) | ||
8 | Open Wide The Flood Gates | 06:14 |
(Morse, Neal) | ||
9 | Open The Gates Part 2 | 03:02 |
(Morse, Neal) | ||
10 | Solitary Soul | 07:33 |
(Morse, Neal / Morse, Alan) | ||
11 | Wind At My Back | 05:12 |
(Morse, Neal) | ||
- Kommentar
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Eines muss man den Leuten von InsideOut (dem Plattenlabel, beim dem "Spock's Beard" und einige andere ProgRock-Größen ihre Scheiben verlegen) lassen: allein die Verpackung rechtfertigt manchmal schon den Kauf einer ihrer CDs. Während es anderen Plattenfirmenm offensichtlich nur um den schnellen Euro geht, ist sich InsideOut nicht zu schade, immer noch ein wenig mehr in die CD-Hülle zu tun. Dem Doppel-Album "Snow" spendierte man zusätzlich zum fast schon obligatorischen Schmuck-Booklet eine liebevoll gestaltete Papp-Box, in der sich neben drei Stickern und dem aktuellen Katalog obendrein noch eine Bonus-CD befand - alles zu einem Preis versteht sich, der noch unterhalb des späteren Verkaufspreises der normalen Doppel-CD lag. Wenn das alle Plattenfirmen so handhaben würden, gäbe es sicher auch kein Geschrei wegen angeblicher Millionenverluste durch Raubkopierer. Welcher wirkliche Musikliebhaber würde schon auf das Original einer so liebevoll gestalteten CD verzichten wollen?
Leider kann die Musik von "Spock's Beard" auf ihrem sechsten Studioalbum, einem Konzeptwerk, nicht ganz mit dem hohen Niveau der Verpackung mithalten. "Snow" beginnt zwar in altbekannter Beard-Manier mit schmetternden, satten Keyboardsounds, flacht aber nach zehn Minuten stark ab. Nur selten finden sich dann noch auf den beiden CDs Passagen, die sich wirklich einprägen. Erst nach mehrmaligem Hören beider Scheiben konnte ich dem Konzeptalbum überhaupt etwas abgewinnen. Anfangs dachte ich immer, ich hätte nicht konzentriert genug zugehört. Irgendwie blieb nie etwas bei mir hängen. Mittlerweile bin ich allerdings davon überzeugt, dass es wohl doch nicht an meiner fehlenden Aufmerksamkeit, sondern vielmehr an den fehlenden Ideen der fünf Bärte liegt. Früher war das mal anders.
Trotzdem keine Fehlinvestition: "Snow" von "Spock's Beard".
- CD-Kritik von Kristian Selm
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Spock's Beard haben inzwischen glücklicherweise einen Status erreicht, bei dem ein Großteil der Fans einfach blindlings jede neue Veröffentlichung kauft, da man im Groben einfach weiß, was einen musikalisch erwartet und dass man für sein Geld dementsprechend gute Qualität geboten bekommt. Und hinsichtlich dieser Tatsachen enttäuscht "Snow" natürlich auch nicht, Dream Theater Schlagzeuger Mike Portnoy ging in seiner maßlos übertriebenen Art gleich so weit das Konzeptwerk "Snow" auf eine Stufe mit "The lamb lies down on Broadway" und "Tommy" zu hieven. Man braucht wahrlich kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass dieses Album am Ende des Jahres wieder ganz oben in den progressiven Jahrescharts zu finden sein wird.
Dennoch betreten Spock's Beard mit "Snow" Neuland. Neal Morse ist über seinen Schatten gesprungen und hat in mühsamer Kleinarbeit in über 1½ Jahren zum ersten mal ein Konzeptwerk, mit durchgehendem Zusammenhang zwischen Text und Musik geschrieben. "Snow" erstreckt sich über fast 2 Stunden und umfasst insgesamt 26 Songs. Auf dem Doppelalbum erzählen Spock's Beard die fiktive Geschichte eines jungen Mannes, der von der Natur die Gabe bekommen hat, andere Menschen zu heilen. Dabei bereitet ihm sein eigenes Ego die größten Schwierigkeiten, so dass er am Ende sich selbst heilen muss.
Auf den ersten Eindruck gibt es auf dem musikalischen Sektor keine großen Überraschungen, da Spock's Beard oberflächlich betrachtet wie gewohnt klingen, auch wenn "Snow" auf der ersten CD verstärkt auf mehr Rock-, auf der zweiten CD etwas mehr auf Prog-Elemente setzt. Doch liegen die Feinheiten wesentlich tiefer. Das fängt bei der Instrumentierung an - mit Gastmusikern an Streichinstrumenten, Saxophon, Flügelhorn, Trompete - geht weiter bei den vermehrten, vielschichtig verwendeten Vokalharmonien und endet in der Musik, die insgesamt konsequenter, extremer wirkt. Dabei bezieht sich "extrem" nicht auf Komplexität, sondern auf die Spielart der verschiedenen Stile und Passagen (Rock, Prog, Balladen). Lassen Spock's Beard es ruhiger angehen oder rocken richtig los, so geht es entweder mit sehr viel Gefühl, mit emotionaler Tiefe oder schnörkellos direkt auf den Punkt gebracht zur Sache. Im Gesamteindruck wirkt "Snow" mainstreamiger, straighter, ohne jedoch platt zu klingen. Die sorgsam eingesetzten Bläsersätze sorgen als weiterer Zusatz für völlig neue Höreindrücke. Dafür kracht dann als Ausgleich das progressive Material, besonders der zweite Teil der 2.CD, richtig gut rein. Jedoch merkt man dem Album an, dass es auch um einen inhaltlichen Zusammenhang geht, die textliche Komponente im Zusammenspiel mit der Musik eine äußerst wichtige Rolle spielt. Und nicht nur dadurch, dass man eigentlich zwei Stunden genau zuhören sollte, läuft "Snow" manchmal in Gefahr zu langatmig, zu anstrengend zu sein, da die Scheibe im Vergleich zu den anderen Alben vor allem auf der ersten CD recht textlastig ist, zu gedehnt wirkt.
Lässt man sich jedoch auf "Snow" in aller Konsequenz ein, hört genauer zu, dann gibt es einiges zu entdecken, was aus diesem Werk mehr als "nur" ein weiteres Spock's Beard Album mit den üblichen Zutaten macht. Zwar fehlt ein "echter" Longsong, doch dadurch, dass die Stücke übergangslos ineinander übergehen, entsteht vor allem auf der 2.CD so etwas wie ein überlanges Epos. Außerdem entsteht durch immerwiederkehrenden Melodien und Themen ein viel größerer Zusammenhang, die elegant das ganze Album umklammern. Die inhaltlichen Steigerungen, die Dynamikwechsel nehmen sich mehr Zeit, der typische Spock's Beard Bombast schlägt erst nach einiger, langsam aufgebauter Spannung mit voller Wucht zu.
So ist "Snow" irgendwie ein Album, welches zwischen Altbekanntem und inhaltlicher Neuorientierung aufgrund des Konzeptes schwankt. Zweifelsohne ein sehr gutes Spock's Beard Album, welches nicht ganz die Klasse der ersten Alben erreicht, aber dennoch eindrucksvoll beweist, dass Spock's Beard im aktuellen Prog Olymp nicht zu Unrecht ganz oben stehen.