MusikZone − Die CD-, DVD- und Blu-ray-Sammlung
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Tracks | ||
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1 | Nucleus | 05:08 |
(Nordins, Peter / Liljeström, Jan Erik / Berg, Nicklas / Dahlberg, Anna Sofi) | ||
2 | Harvest | 06:50 |
(Nordins, Peter / Liljeström, Jan Erik / Berg, Nicklas / Dahlberg, Anna Sofi) | ||
3 | Book Of Hours | 09:58 |
(Nordins, Peter / Liljeström, Jan Erik / Berg, Nicklas / Dahlberg, Anna Sofi) | ||
4 | Raft | 00:58 |
(Nordins, Peter / Liljeström, Jan Erik / Berg, Nicklas / Dahlberg, Anna Sofi) | ||
5 | Rubankh | 03:11 |
(Nordins, Peter / Liljeström, Jan Erik / Berg, Nicklas / Dahlberg, Anna Sofi) | ||
6 | Here | 07:26 |
(Nordins, Peter / Liljeström, Jan Erik / Berg, Nicklas / Dahlberg, Anna Sofi) | ||
7 | This Far From The Sky | 08:56 |
(Nordins, Peter / Liljeström, Jan Erik / Berg, Nicklas / Dahlberg, Anna Sofi) | ||
8 | In Freedom | 06:27 |
(Nordins, Peter / Liljeström, Jan Erik / Berg, Nicklas / Dahlberg, Anna Sofi) | ||
- Kommentar
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Der Track "Book Of Hours" ist in mehrere Parts unterteilt:
a) Pendulum Swing
b) The Book
Düsterer, zähflüssiger Progressive Rock aus Schweden.
- CD-Kritik von Kristian Selm
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Der Vormarsch der Schweden im Progressive Rock ist nicht mehr zu stoppen. Nach ihrem vielbeachteten '93 Album "Vemod" (inzwischen auch als Japan-Import mit Bonustrack zu erhalten), jetzt endlich der schon sehnlichst erwartete Nachfolger. Die Vorfreude wird nicht enttäuscht, denn mit "Nucleus" veröffentlichen Anekdoten nicht nur eine Fortsetzung ihres brachialen Stils, "Nucleus" ist fast noch eine Spur aggressiver und variationsreicher.
Es ist definitiv kein eingängiges Album, was ja auch wahrscheinlich niemand von den vier aus Borlänge erwartet hätte. Schwermetallisch, ohne jedoch heavy zu wirken, hämmern aggressive Bass- und schräge Gitarrenläufe in die Gehörgänge. Manisch depressiv durch schwermütige Cello- und Mellotroneinlagen ist die Musik schwer verdaulich, wird aber durch mehrmaliges, intensives Zuhören zu einem absoluten Hochgenuss. Stilistisch in den 70ern verwurzelt, klingt immer noch das King Crimson Feeling durch. Disharmonische Klanggewitter brechen über einem zusammen, musikalisch herrscht fast schon Endzeitstimmung. Der krasse Gegensatz dazu sind die lyrischen, introvertierten, aber hoffnungsvollen Texte, die eine emotionale Achterbahnfahrt bieten.
Wer Anekdoten 1995 auf ihren zwei Deutschlandauftritten in Würzburg oder auf dem Burg Herzberg Festival erleben durfte, findet auf "Nucleus" einige Stücke wieder, die schon damals live vorgetragen wurden. Mein persönlicher Favorit ist das zweigeteilte "Book of hours". Der erst Teil "Pendulum swing" vom Aufbau wie ein Bolero: ein immer gleicher vorwärtstreibender Rhythmus, wird von der Gitarre untermalt, um langsam aber stetig in einem ekstatischen Höhepunkt anzuschwellen. Der absolute Wahnsinn! "The book" im zweiten Teil bringt dann wieder infernale Klangcollagen in bester Anekdoten-Tradition. Der Rest der CD bietet die schon bekannte Mischung aus sehr ruhigen Teilen, die immer wieder in dynamisches, scheinbares Chaos übergehen. Einziger Vorwurf: bei oberflächlichem Hinhören kann der Eindruck entstehen, dass hier nicht viel Abwechslung geboten wird und alles ziemlich ähnlich klingt. Wer sich jedoch Zeit nimmt, der entdeckt hier ein tiefgründiges, vielschichtiges Geflecht. Der Soundbrei entwirrt sich und entfaltet sich in voller Schönheit. Auch optisch ist die CD beachtenswert. Auf der Frontseite starrt bohrend ein Auge, welches sich auf der Picture CD wieder findet. Im Inneren rosa- und blaustichige Bilder, die den künstlerischen Anspruch unterstreichen.
Ein Werk, welches wachsen muss und dadurch immer besser wird. Wer "Vemod" zu seinen Lieblingsalben zählt, der kommt auch an "Nucleus" nicht vorbei. Definitiv der Höhepunkt der letzten Monate und sicherlich ein Anwärter auf die Topalben des Jahres. 1996 wollen Anekdoten auch wieder in Deutschland touren, wer also die Chance hat, sollte den lautstarken, sehr kraftvollen Auftritt der Skandinavier nicht versäumen.