MusikZone − Die CD-, DVD- und Blu-ray-Sammlung
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Tracks | ||
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1 | Onomatopoeia | 05:16 |
(Morse, Alan / D'Virgilio, Nick / Boegehold, John) | ||
2 | The Bottom Line | 07:33 |
(D'Virgilio, Nick / Ausmus, Stan) | ||
3 | Feel Euphoria | 07:20 |
(Okumoto, Ryo / D'Virgilio, Nick) | ||
4 | Shining Star | 04:04 |
(D'Virgilio, Nick) | ||
5 | East Of Eden, West Of Memphis | 07:05 |
(Morse, Alan / Boegehold, John) | ||
6 | Ghost Of Autumn | 06:54 |
(Meros, Dave / Boegehold, John) | ||
7 | A Guy Named Sid, Part 1: Intro | 03:00 |
(D'Virgilio, Nick) | ||
8 | A Guy Named Sid, Part 2: Same Old Story | 04:25 |
(D'Virgilio, Nick) | ||
9 | A Guy Named Sid, Part 3: You Don't Know | 03:11 |
(D'Virgilio, Nick) | ||
10 | A Guy Named Sid, Part 4: Judge | 03:20 |
(D'Virgilio, Nick) | ||
11 | A Guy Named Sid, Part 5: Sid's Boys Choir | 01:09 |
(D'Virgilio, Nick) | ||
12 | A Guy Named Sid, Part 6: Change | 05:18 |
(D'Virgilio, Nick) | ||
13 | Carry On | 05:19 |
(Morse, Alan / Ausmus, Stan / Boegehold, John) | ||
14 | Bonustrack: Moth Of Many Flames | 02:49 |
15 | Bonustrack: From The Messenger | 07:25 |
- Kommentar
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Es gab wohl keinen Spock's Beard Fan weit und breit, der am 30. Juni 2003 nicht der Veröffentlichung des ersten Albums der Band nach dem Weggang von Neal Morse entgegen gefiebert hatte. Mich persönlich hat das Album überrascht - und das in erster Linie positiv. Es ist irgendwie nicht das, was man erwartet hatte. Aber vielleicht war gerade dieses Facelifting lange überfällig? Für meine Begriffe begannen sich die musikalischen Ideen der fünf Amerikaner bereits lange vor "Snow" zu wiederholen. Trotzdem schmerzt natürlich das Fehlen von Neal Morse.
Aber genug der Trauer, denn "Feel Euphoria" klingt frisch und facettenreich. Man merkt sehr deutlich, dass sich in dieses Album alle Musiker eingebracht haben. Das bringt reichlich Abwechslung für den Hörer, ohne dabei auf altgewohnte Spock's Beard Klänge ganz verzichten zu müssen. Insgesamt allerdings aber auch kein Grund euphorisch zu werden, denn erstens gibt es auf dem Album keine "Hammer-Songs", wie man sie damals noch auf den ersten Beards-CDs finden konnte, und zweitens enthält "Feel Euphoria" auch ausgesprochenen Song-Müll. Beim Hören von "Shining Star" rollen sich mir zumindest regelmäßig die Zehennägel hoch.
Großen Anteil am Gelingen diese Albums hat offensichtlich auch Sound Engineer Rich Mouser, der von allen Bandmitgliedern in den Linernotes hoch gelobt wird.
- CD-Kritik von Kristian Selm
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Album Eins seit dem Weggang von Neal Morse. Wie geht's mit Spock's Beard weiter? Nachdem nach einer kurzer Besinnungsphase relativ schnell klar wurde, dass die restlichen vier Bärte, auch ohne ihren Hauptsongschreiber, Sänger und Multiinstrumentalisten weitermachen wollten, gab es die verschiedensten Befürchtungen. Würde die Verbliebenen im gleichen Stil weitermachen? Würden sie die kompositorische Klasse halten können? Wie macht sich Nick D'Virgilio als Frontmann? Stilistisch ließ man schon recht bald durchblicken, dass die Band ab jetzt viel mehr offen für neue Einflüsse und Experimente sei, gleichzeitig betonten die "Rest"-Bärte jedoch vehement, dass keineswegs der typische Spock's Beard Stil verlassen werden sollte, man die Fans keineswegs vor den Kopf stoßen wolle.
Tja, nun liegt es vor: "Feel euphoria", das erste Album der neuen Bärte. Um zwei Dinge gleich vorweg zu nehmen: ja, das Album klingt nach Spock's Beard und ja, es gibt deutlich neue Einflüsse zu vernehmen, vor allem ist die Scheibe insgesamt wesentlich rockiger ausgefallen. Und noch eins hintendrein: auch Nick D'Virgilio gibt einen guten Frontmann ab. Eins fällt jedoch auf: D'Virgilio verfällt dem Genesis-Phänomen, will heißen, so wie Phil Collins auf "A trick of the tail", dem ersten Album nach dem Weggang von Peter Gabriel stimmlich sehr seinem Vorgänger ähnelte, so klingt D'Virigilio wesentlich mehr nach Neal Morse, als noch auf seinem Soloalbum. Was hat sich geändert? Ohne alle Titel in ihre Einzelteile zu zerpflücken: Spock's Beard sind rockiger, direkter, "einfacher" geworden, wobei sich diese Grundausrichtung jedoch bereits auf "Snow" ankündigte.
So rockt der Opener "Onomataopoeia" fetzig und echt heftig los, erinnert zuerst nur noch sehr wenig an die Vergangenheit. Spock's Beard goes Hard Rock? Keineswegs, denn ein kurzer Akustikpart mit anschwellenden Mellotronflächen findet doch noch den Brückenschlag zur eigenen Historie. Überhaupt: wenn sie es mal richtig krachen lassen, dann geht recht virtuos und bedingungslos die Post ab. Gerade einige echt schräge Gitarrensoli, sowie Hammondattacken und Synthiesoli sorgen für den rechten Pfeffer im Songmenü. Von reinem Mainstream auf gesamte Länge keine Spur, Spock's Beard gelingt die gekonnte Gratwanderung zwischen eingängigem, einfacheren Material und komplexen Instrumentalschlachten.
Dennoch braucht man einige Durchläufe, um sich mit einigen, auf den ersten Eindruck zu unspektakulär wirkenden Einfällen anzufreunden, doch gewinnt "Feel euphoria" auf Dauer an Format und selbst der Hauptschmierfink erlangte auf lange Sicht den geradlinigeren Durchblick. Kommt nun darauf an, ob alle Fans diesen teilweisen Besinnungsprozess zustimmen. "Feel euphoria" ist vielleicht nicht ganz so progig extrem ins Gesicht, wie man dies zum Großteil von Spock's Beard kennt, die Komplexität, die prächtigen Hooks wurden bisweilen zugunsten von verschlankten Arrangements, sowie mehr dunkleren, härteren Momenten zurückfahren. Mit "Shining star" gibt es zwar auch die fast schon obligatorische Ballade, doch mit einem Schuss zu viel zuckersüßer Romantik. Zudem schlägt "Ghosts of autumn" ebenfalls auf die balladeske Kerbe. Des weiteren wirkt der Anfang des Titelsongs äußerst interessant zusammengebaut, aber im fehlt die endgültige Kraft. Erst wenn der instrumentale Schlussteil das volle Brett auffährt, ist die Spock's Beard Magie vollständig präsent.
Ohne abwertend zu klingen, aber manchmal fehlt es an den entscheidenden 10-20% die einen guten Song, gänzlich in hervorragenden Licht erstrahlen lassen. Doch relativiert sich dieser Eindruck, da der Grossteil von "Feel euphoria" bereits ganz gut auf das etwas geänderte Format passt und vor allem die Instrumentalteile vollständig überzeugen können. Aber genug gemeckert. Für die Longsong Fans ist zudem mit dem sechsteiligen, über 20-minütigen "A guy named Sid" ein sehr versöhnliches, euphorisches (man muss ja einfach mal mit dem Albumtitel etwas spielen) Opus vertreten
Wo stehen Spock's Beard mit "Feel euphoria"? Sie geben den Fans zum Teil, was sie erwarten, fordern aber im Gegenzug ebenso die Offenheit für Neues. Keine komplette Revolution, eher eine Palastrevolte. Ein Neubeginn bzw. konsequente Weiterführung des bisher erreichten, auch wenn sich bei diesem Album die Meinungen erheblich spalten werden. Einige Fans werden sich abwenden, bleibt abzuwarten, wie viele Neue hinzukommen, mit Platz 58 enterte man immerhin wieder die deutschen Longplayer Charts. Wäre zudem durchaus interessant zu hören, was Neal Morse von dem Album seiner ehemaligen Bandkollegen hält.