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Trying To Kiss The Sun
Label: Tempus Fugit
Format: CD
Erscheinungsjahr: 2002
Gesamtlänge: 59:36
Genre:
Tracks | ||
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1 | Trying To Kiss The Sun | 03:45 |
(Lang, Yogi / Wallner, Karlheinz / Rissettio, Phil Paul) | ||
2 | Waiting For A Smile | 07:04 |
(Lang, Yogi / Rissettio, Phil Paul / Postl, Chris) | ||
3 | I Don't Know (What It's Like) | 04:32 |
(Lang, Yogi / Wallner, Karlheinz) | ||
4 | Sugar For The Ape | 05:03 |
(Lang, Yogi / Caron, Stephan) | ||
5 | Side By Side | 08:35 |
(Lang, Yogi / Wallner, Karlheinz) | ||
6 | You | 06:49 |
(Lang, Yogi / Wallner, Karlheinz / Rissettio, Phil Paul) | ||
7 | Tell Me Why | 05:08 |
(Lang, Yogi / Wallner, Karlheinz) | ||
8 | Believe Me | 05:14 |
(Lang, Yogi / Wallner, Karlheinz) | ||
9 | Sunday Morning | 04:29 |
(Postl, Chris / Lang, Yogi) | ||
10 | Home Again | 08:52 |
(Lang, Yogi / Wallner, Karlheinz) | ||
- CD-Kritik von Kristian Selm
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Vor zwei Jahren gehörten RPWL mit ihren vielbeachteten, professionell produzierten und jeglichen internationalen Standards locker standhaltenden Debüt "God has failed", zu den wohl am meisten beachtetesten Szene Newcomern. Selbst bei unserer 2000er Jahresbefragung landeten sie souverän auf Platz 1 in der Rubrik "Positivste Überraschung" und dies mit doppelt so viel Stimmen wie TransAtlantic! Auf den nachfolgenden Konzerten festigten sie ebenfalls ihren Ruf als ausgezeichnete Liveband. Doch wie geht die Erfolgsgeschichte nun weiter? Für "Trying to kiss the sun" nahm man sich wiederum die nötige Zeit im eigenen Studio und herausgekommen ist dabei ein Album, welches eigenständiger, neuen Einflüssen gegenüber offener wirkt, aber dennoch in vielen Parts immer noch typisch nach RPWL klingt.
Die Band aus dem bayrischen Freising ist glücklicherweise nicht der Versuchung erlegen, einfach nur das Erfolgsrezept von "God has failed" mit seinem typischen Pink Floyd Sound zu kopieren, sondern man bewegt sich in den eigenen Grenzen wesentlich freier, auch wenn hier und da wieder floydige Wiedererkennungsmomente durchscheinen. Aber dennoch dauert bis zum fünften Titel, dem bombastischen "Side by side", welches sich am ehesten mit dem Debüt vergleichen lässt. Bis dahin gibt es zum einen jede Menge psychedelische Momente ("I don't know (What it's like)"), richtige saftige, für diese Band leicht ungewohnt harte Rockparts ("Sugar for the ape"), getragene 70's Prog Momente ("Waiting for a smile"), sowie zum anderen sogar einiges indisches Flair mit Sitar Guitar und Tablas ("Trying to kiss the sun"). Manchmal wirkt es wie eine Wendung von Pink Floyd hin zu den Beatles in deren kreativen Spätphase.
Doch kommen ebenfalls die sinfonischen, mehr progressiven Parts nicht zu kurz, die sich sowohl in den Arrangements, als auch im Sound wiederfinden, wie es auch wieder die sorgsamen RPWL Balladen, vor allem im zweiten Teil der CD, zu hören gibt. Das Album erscheint im Gesamteindruck wie ein zweigeteiltes Werk. Zu Beginn gibt es die neuen Elemente im RPWL Sound zu hören, während der zweite Teil gewohnter, vertrauter klingt. Getragene, melancholische Atmosphäre durchzieht fast alle Lieder wie ein roter Faden und mit dem das Album abschließende "Home again" hat man sich wohldurchdacht das stille Highlight des Albums für das Ende aufgespart. Dass dabei das Gitarrensolo und die Grundstimmung deutlich an Pink Floyd's "Comfortably numb" erinnert, ist ein kleiner, durchaus zu verzeihender Schönheitsfehler. Auch fügen sich die beiden Neuzugänge - Stephan Ebner am Bass und der schon länger die Band als fünftes Mitglied auf der Bühne an den Keyboards unterstützende Andreas Wernthaler - bestens in Bandgefüge ein.
Eigenartigerweise benötigt "Trying to kiss the sun" mehr Zeit, mehrere Hördurchgänge bis die Scheibe vollständig zündet. Dies liegt sicherlich daran, dass die gefangennehmende Einfachheit des Debüts beim Nachfolger in vielschichtigere, abwechslungsreichere Arrangements mündet. Dies soll jetzt nicht heißen, dass RPWL auf einmal zur einer hektischen, komplexen Kapelle mutiert sind oder stilistisch die Ufer gewechselt haben, es sind vielmehr die liebevoll verwobenen Details, die den rockigen, sinfonischen Songs mehr Tiefe verleihen, die man erst langsam erkunden muss. Und so gewinnt das zweite Album von RPWL immer mehr an Format und ist mehr als ein würdiger Nachfolger des Erstlings, der sicherlich auch dieses mal wieder jede Menge Fans finden wird.