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Testimony - Special Edition (Disc 1)
Label: InsideOut Music
Format: CD
Erscheinungsjahr: 2003
Gesamtlänge: 72:45
Genre:
Tracks | ||
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1 | Part 1: The Land Of Beginning Again | 03:10 |
(Morse, Neal) | ||
2 | Part 1: Overture No. 1 | 05:57 |
(Morse, Neal) | ||
3 | Part 1: California Nights | 05:46 |
(Morse, Neal) | ||
4 | Part 1: Colder In The Sun | 06:20 |
(Morse, Neal) | ||
5 | Part 1: Sleeping Jesus | 05:32 |
(Morse, Neal) | ||
6 | Part 1: Interlude | 01:56 |
(Morse, Neal) | ||
7 | Part 1: The Prince Of The Power Of The Air | 02:43 |
(Morse, Neal) | ||
8 | Part 1: The Promise | 02:52 |
(Morse, Neal) | ||
9 | Part 1: Wasted Life | 06:49 |
(Morse, Neal) | ||
10 | Part 2: Overture No. 2 | 02:30 |
(Morse, Neal) | ||
11 | Part 2: Break Of Day | 06:55 |
(Morse, Neal) | ||
12 | Part 2: Power In The Air | 05:03 |
(Morse, Neal) | ||
13 | Part 2: Somber Days | 05:06 |
(Morse, Neal) | ||
14 | Part 2: Long Story | 05:35 |
(Morse, Neal) | ||
15 | Part 2: It's All I Can Do | 06:24 |
(Morse, Neal) | ||
- CD-Kritik von Kristian Selm
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Viel und kontrovers ist den letzten Monaten und Wochen über Neal Morse und seinen Ausstieg bei Spock's Beard und TransAtlantic, sowie seiner verstärkten religiösen Hinwendung zum Christentum diskutiert worden. Eigentlich sollte an dieser Stelle diese persönliche Entscheidung nicht weiter kommentiert werden. Doch mutet es schon irgendwie eigenartig an, wenn sich jemand erst vom Musikbusiness abwendet, um zu sich selbst zu finden, aber nach relativ kurzer Besinnungsphase eigentlich musikalisch genau da weiter macht, wo er vor dem Ausstieg aufhörte. Natürlich hat Neal Morse nie behauptet, dass er nie wieder eine Progressive Rock Album aufnehme werde, komisch nur, dass er nicht nur mit diesem Stil auf seinem neuesten Soloalbum weitermacht (ganz im Gegensatz zu seinen anderen beiden Scheiben), sondern auch noch ex-Transatlantic und Dream Theater Schlagzeuger Mike Portnoy mit ins Boot holt. War da vielleicht doch ein großes Ego mit im Spiel? Denn Neal Morse schrieb, arrangierte und produzierte "Testimony" nicht nur im Alleingang, bis auf Portnoy und Kerry Livgren (Kansas), sowie einige klassische Streicher und einen Chor, hat er zudem alle restlichen Instrumente selbst bedient. Soll sich jeder darauf seinen eigenen Reim machen.
Musikalisch ist "Testimony" wieder mehr eine Rückkehr zum Progressive Rock im typischen Spock's Beard Sound und verfolgt keineswegs die teils geradlinigere Ausrichtung des letzten gemeinsamen Konzeptwerkes "Snow" weiter. Alle typischen Trademarks der Bärte, die Neal Morse ganz locker aus dem Ärmel schüttelt, bekommt man auch auf "Testimony" zu hören. Ob der typische Chorgesang, progressiver Bombast oder der sinfonische Bärtesound - alles da, was man kennt und liebt, zudem wirklich prima und mit dem rechten Druck eingespielt. Aufgeteilt in fünf Longsongs von Part One bis Part 5 durchnummeriert gibt es das Ganze ausgedehnt auf mehr als 2 Stunden in einer kompakten Volldröhnung. Hier und da gibt's es natürlich einige Selbstzitate, wie es ebenfalls schwierig bleibt, bei solch einer langen Spieldauer vollständig die Aufmerksamkeit zu bewahren.
"Testimony" handelt inhaltlich, wie es der Titel schon vermuten lässt, um die autobiographischen Geschehnisse, wie Neal Morse zum Christen wurde. Im Gegensatz zu anderen christlich ausgerichteten Texten wie z.B. denen von Iona, geht Morse wesentlich direkter und teilweise fast schon predigend vor, auch wenn er dies abstreitet und keineswegs offensichtlich beabsichtigte. So lange man die Texte für sich ausblendet oder keinerlei Probleme mit offensiven christlichen Aussagen hat, wirkt dies natürlich keineswegs störend, ein etwas bitterer Beigeschmack bleibt dennoch.
Wem die Neuausrichtung von Spock's Beard zu hart war, findet auf "Testimony" mit Sicherheit genau das, nachdem er gesucht hat. Auch wenn "Testimony" sich musikalisch auf wirklich gutem bis sehr gutem Niveau bewegt, so vermisst man doch die überraschende Note (die klassischen Momente und die Verwendung eines Chores sorgen für interessantes Beiwerk, werden aber nur untergeordnet eingesetzt), man hätte sich vielleicht etwas mehr, als "nur" Altbekanntes nach typischem Strickmuster gewünscht. Während Spock's Beard sich ohne ihren ehemaligen Frontmann freischwimmen, ob man dies nun positiv oder negativ sieht, geht Neal Morse mit diesem Konzeptwerk komplett auf Nummer Sicher, wandert dabei aber auf musikalisch hohem Niveau. Eine ausgelassene Chance oder markttechnisches Kalkül? Spekulieren darf hier jeder selbst.